2020-05-01 | |
Willkommen in der Bündner Herrschaft, dem weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Weinbaugebiet im Kanton Graubünden. Willkommen in Fläsch, der nördlichsten Gemeinde in der Bündner Herrschaft, welche an den Kanton St. Gallen und das Fürstentum Liechtenstein grenzt.
Fläsch? Das idyllische Dorf am Fusse des Fläscherbergs und der St. Luzisteig erhielt 2010 den Wakkerpreis. Es ist auch für seine bedeutende Fledermauskolonie bekannt, die sich im Glockenturm der Dorfkirche niedergelassen hat. Zu guter Letzt begrüsst uns hier Jann Marugg, der hier seit über dreissig Jahren mit Erfolg einen Weinbaubetrieb führt. Die Bündner Herrschaft ist für Weinliebhaber seit vielen, vielen Jahren ein Begriff für ausgezeichnete Pinot Noir-Weine. Ausgezeichnet im Sinne von äusserst bekömmlich und mit wunderbarem Bouquet – ausgezeichnet aber auch im wörtlichen Sinn: Weine aus der Bündner Herrschaft wurden in den letzten Jahren mit unzähligen Preisen gekürt. Auch die Weine von Jann Marugg. Sein Pinot Noir Reserve zum Beispiel, der zur absoluten Königsklasse zählt und zwölf Monate im Barrique gereift ist, gewann an Degustationen schon viele Auszeichnungen.
Bündner Herrschaft und Pinot Noir – zu Deutsch Blauburgunder –, zwei Begriffe, die nicht zu trennen sind. Pinot Noir gilt als eine der ältesten und edelsten Rebsorten der Welt. Doch längst darf man die Bündner Herrschaft nicht mehr nur auf Pinot Noir reduzieren. In der wärmsten Weinbauregion der Deutschschweiz gedeihen über 40 verschiedene Reborten, welche das Weinangebot erweitern und abrunden. Grundlage bilden der kalkhal- tige Boden und der Föhn, welcher die Temperaturen immer wieder weit über den Durch- schnitt in der Deutschschweiz anheben lässt.
Trotzdem bleibt der Pinot Noir die wichtigste Rebsorte in der Bündner Herrschaft. Auch bei Jann Marugg und seinem drei Hektar grossen Betrieb. Die Pinot Noir-Reben beanspruchen rund 50 Prozent der Fläche. Der Rest teilt sich auf die Sorten Chardonnay, Sauvignon Blanc, Weissburgunder, Syrah, Merlot und Grüner Veltliner.
1999 startete Marugg seinen Weinbaubetrieb in Fläsch, nachdem er erst eine Ausbildung als Kunstschmied absolviert hatte. Doch schon kurz nach dem Lehrabschluss liess er sich zum Winzer und später zum Weintechno- logen ausbilden. Die Qualität stand für Jann Marugg von Anfang an im Vordergrund. Er verzichtet auf den Einsatz von Herbiziden und Isektiziden und ergänzt: «Eine konsequente Ertragsregulierung ist ein wichtiges Kriterium, um das Beste aus dem Traubengut herauszuholen.» Ein weiteres «Rezept» ist gemäss Jann Marugg, dass der Weinberg durch eine hohe Anzahl Reben bestückt wird, um dadurch die einzelnen Rebstöcke nicht zu stark zu belasten. So entstehen im denen etwa 15 000 Flaschen pro Jahr in den Verkauf kommen. Rund einen Drittel seiner Weine vertreibt Jann Marugg über den direkten Kundenverkauf.
Regelmässige Events wie das Weinerlebnis Fläsch oder das grosse Weinfest bieten eine ideale Plattform, um den Austausch mit den Kunden zu pflegen. Marugg empfängt aber auch neben diesen Anlässen gerne Besucher zu Degustationen und Führungen durch seinen Betrieb. Er schätzt den direkten Kontakt zu seinen Kunden, die auf diese Weise viel Wissenswertes über seine Weine erfahren können.
Dazu steigt Jann Marugg mit seinen Gästen hinunter in die «heiligen Hallen». Der altehrwürdige Keller stammt aus dem Jah- re 1870. In früheren Zeiten wurden hier im ganzjährig gleichen Raumklima Fleisch zum Trocknen abgehängt – gut bekannt als «Bündnerfleisch». Die Haken im Gewölbe zeugen noch heute von der damaligen Zeit. Heute degustieren die Gäste im 2010 sorgfältig restaurierten Keller exquisite Weine, fernab der Hektik des Alltags. Auswärtige Gäste werden charmant darauf hingewiesen, dass die Weinkeller in der Gegend «Torkel» genannt werden.
Ins Auge stechen hier unten die übersichtlichen Weinregale mit den verschiedenen Weinen, aber ganz besonders die speziellen Etiquetten, welche die «Visitenkarte» der Jann Marugg-Weine darstellen und von der Zürcher Künstlerin Nicole Foraboschi kreiert wurden. Hochbetrieb ist bei Jann Marugg natürlich im Herbst während der «Wimmet», der Weinlese. In dieser Zeit zählt er auch gerne auf die Hilfe von Freunden und Bekannten. «Die Arbeit ist zwar anstrengend, aber auch ein riesiges Erlebnis», erzählt eine Dame, welche schon zweimal dabei war. In Erinnerung geblieben sind ihr auch das reichhaltige Zvieri und das gemütliche Zusammensein am Ende des Tages.
Also, Weinfreunde, aufgepasst: Eine Kellerführung und Degustation mit vier bis sechs Weinen kostet 22 Franken pro Person. Auf Wunsch kann Käse und Salsiz dazu bestellt werden. Der Torkel bietet Platz für 20 Personen.
Jann Marugg Weinbach | Hintergasse 2, 7306 Fläsch Tel: +41 81 302 74 16 | +41 79 674 34 28 info@wein-marugg.ch www.wein-marugg.ch