2022-08-01 | |
Sonntag, der 7. Dezember 1845 markiert den Beginn der Glashütter Uhrengeschichte. An diesem Tag eröffnete der Dresdner Uhrmacher Ferdinand Adolph Lange die erste Glashütter Uhrenmanufaktur und begann mit der Ausbildung der ersten 15 Lehrlinge. Damit war der Grundstein für die Schaffung einer eigenständigen sächsischen Uhrenindustrie gelegt, die dem verarmten Städtchen im Osterzgebirge einen wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung bringen sollte. Der Plan ging auf. Zahlreiche weitere Uhrenfabrikanten, wie zum Beispiel Julius Assmann, Moritz Grossmann oder Adolf Schneider liessen sich in Glashütte nieder und parallel entwickelte sich eine vielfältige Zulieferindustrie. Binnen weniger Jahrzehnte wurde Glashütte zu einem Zentrum für präzise, mechanische Uhren, welches seine Produkte zunehmend auch ins Ausland bis nach Amerika absetzte. Waren es anfänglich ausschliesslich Taschenuhren, die hier gefertigt wurden, so kamen in der Folge auch Präzisionspendeluhren und Marine-Chronometer hinzu. Eine erste Blütezeit erreichte der Glashütter Uhrenbau in den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende. Kennzeichnend war vor allem in dieser Zeit die hohe Innovationskraft, die ausgeklügelte Mechanismen und teils hochkomplizierte Zeitmesser hervorbrachte.
Unterbrochen wurde das stetige Wachstum durch den Ersten Weltkrieg, in dem die Nachfrage spürbar zurückging. Die Inflation Anfang der 1920er Jahre, die Weltwirtschaftskrise und die zu späte Umstellung auf die aufkommenden Armbanduhren verschärften diese Krisenzeit, der mehrere Hersteller zum Opfer fielen. Neue Aufträge brachte der Zweite Weltkrieg, in dem ebenfalls präzise Zeitmesser benötigt wurden – insbesondere in Form von Flieger- und Beobach- tungsuhren sowie Marine-Chronometern. Mit dem Ende des Krieges wurden alle Produktionsanlagen durch die sowjetischen Besatzer demontiert und als Reparationsleistungen abtransportiert. Dank fähiger Glashütter Ingenieure gelang es jedoch, mit der Eigenkonstruktion neuer Maschinen, die Produktion wieder zum Laufen zu bringen. Bis Ende der 1940er Jahre wurden alle verbliebenen Glashütter Uhrenfirmen verstaatlicht und am 1. Juli 1951 schliesslich zum VEB Glashütter Uhrenbetriebe zusammengeschlossen, welcher somit für die nächsten knapp 40 Jahre der einzige Uhrenhersteller in Glashütte war. Obwohl in dieser Zeit vor allem alltagstaugliche Gebrauchsuhren gefertigt wurden, blieben typische Glashütter Attribute wie Präzision, Funktionalität, Robustheit und Langlebigkeit erhalten und die Glashütter Uhren blieben auch während der DDR-Zeit gefragte Erzeugnisse, die auch ins Ausland exportiert wurden.
Mit der Wiedervereinigung änderte sich die Rechtsform des Glashütter Uhrenbetriebes. Aus dem VEB wurde die Glashütter Uhrenbetrieb GmbH, die zunächst unter Verwaltung der Treuhand stand und im Jahr 1994 erfolgreich privatisiert wurde. Mit der Marke « Glashütte Original » gehört das Unternehmen seit dem Jahr 2000 zur Schweizer Swatch Group AG und vermarket seine anspruchsvollen, teils hochkomplizierten Zeitmesser weltweit. Die Wiedervereinigung eröffnete aber auch die Möglichkeit, traditionsreiche Glashütter Uhrenmarken wiederzubeleben und neue Firmen zu gründen. So entstanden beispielsweise die Lange Uhren GmbH mit der Marke « A. Lange & Söhne », die Manufakturen Nomos und Moritz Grossmann, oder die Firmen Union Glashütte, Mühle und Tutima. Aktuell sind wieder neun Uhrenhersteller in Glashütte beheimatet.
Seit mehr als 175 Jahren steht der Name Glashütte für höchste Uhrmacherkunst. Das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte gibt einen umfassenden Überblick von den Anfängen dieser langen Tradition im Jahr 1845 bis zur Gegenwart mit aktuell neun Glashütter Uhrenherstellern. Auf rund 1000 Quadratmetern zeigt die Dauerausstellung über 500 teils einmalige Glashütter Taschen-, Armband- und Pendeluhren sowie zahlreiche weitere Exponate, die den Besuchern die Entwicklung der sächsischen Kleinstadt zu einem der weltweit führenden Uhrenzentren näherbringen. Jährlich stattfindende Sonderausstellungen erweitern oder vertiefen das Themenspektrum. Mehrere interaktive Stationen liefern interessante Informationen zu den Themen Zeit und Zeitmessung. So gibt es beispielsweise ein begehbares Lexikon, das zahlreiche Begriffe aus der Uhrenwelt erklärt. Darüber hinaus vermittelt ein überdimensionales Uhrenmodell auf anschauliche Weise die wesentlichen Funktionen einer mechanischen Uhr. Im historischen Atelier der Manufaktur Glashütte Original, welche einer der Stifter des Uhrenmuseums ist, kann man Uhrmachern bei der Restaurierung von historischen Glashütter Uhren über die Schulter schauen. Auch für die jüngsten Besucher hat das Uhrenmuseum einiges zu bieten. Über einen speziellen Kinder-Audioguide werden die wichtigsten Themen und Exponate der Ausstellung kindgerecht erklärt. Und wer möchte, kann während des Rundgangs sein Wissen in einem Museums-Quiz testen. Das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte wird durch die Stiftung «Deutsches Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek » getragen. Die beiden Stifter sind die Uhrenmanufaktur Glashütte Original und die Stadt Glashütte.
Seit jeher ist es der Anspruch wahrer Künstler, den menschlichen Geist für neue Perspektiven zu öffnen, Schönheit zu transportieren und die Seele zu berühren. Die Dresdner Akademie der Künste hat sich die Vermittlung dieser Werte auf die Fahnen geschrieben und prägt mir ihrer markanten Kuppel, im Volksmund auch «Zitronenpresse» genannt, die Skyline der sächsischen Landeshauptstadt. Die PanoInverse ist seit über 10 Jahren ein fester Bestandteil unserer Pano Kollektion. Die neue PanoInverse – Limitierte Edition in Platin ist eine ganz besondere Interpretation der ursprünglichen Idee, die innere Schönheit des Uhrwerks auf der Vorderseite der Uhr zu präsentieren. Dafür wurden zahlreiche Komponenten, die normalerweise nur durch den Saphirglasboden der Uhr zu sehen sind, invers gelagert und verschiedene Einzelteile und Baugruppen neu entwickelt.
Die nun auf der Zifferblattseite sichtbare Dreiviertel-Platine besitzt eine feine Guillochierung, die das charakteristische und reliefartige Muster der Kuppel der Akademie der Künste aus Glas und Stahl aufgreift und dem Zeitmesser einen futuristischen Aspekt verleiht. Das Guillochieren ist eine halbmechanische Graviertechnik, die von Glashütte Original gepflegt wird. Dabei werden mit traditionellem Guillochierwerkzeug feine, geometrische Linien in das Zifferblatt bzw. die Platine gestochen. Je nachdem, wie das Licht auf die Oberfläche fällt, glänzt das so entstandene Muster ganz unterschiedlich.
Der Betrachter erkennt die kraftvolle Eleganz des aussergewöhnlichen Zeitmessers auf den ersten Blick: verschraubte Goldchatons auf der guillochierten und anthrazit galvanisierten Dreiviertel-Platine, gebläute Schrauben, ein anthrazit lackiertes Zifferblatt, applizierte Indexe sowie Zeiger aus Weissgold; eine elegante Gangreserveanzeige sowie die markentypische Duplex-Schwanenhals-Feinregulierung. Diese ist montiert auf einer ebenfalls anthrazit galvanisierten und von Hand gravierten Unruhbrücke, die frei zu schweben scheint. Die Schwingbewegungen der darunter liegenden Schraubenunruh erscheinen dem faszinierten Betrachter wie ein pulsierendes Herz, das im Inneren des Manufakturkalibers 66-09 schlägt.
Die Schwanenhals-Feinregulierung wird in Glashütte seit 1888 verwendet. Zur Regulierung der Uhr wird eine Stellschraube an der Schwanenhalsfeder justiert. Sie nimmt über den Rücker Einfluss auf die Unruhspirale. Durch Verändern der Rückerposition wird die wirksame Länge der Spirale beeinflusst und somit der Gang der Uhr reguliert. Die Duplex- Schwanenhals-Feinregulierung ist eine Innovation aus dem Haus Glashütte Original und erweitert dieses Grundprinzip: Mittels einer zweiten Schwanenhalsfeder wird der Eingriff der Ankerpaletten in das Ankerrad optimiert. So kann auf der rechten Seite die Regulierung des Gangs (V/N) und auf der linken die Justierung der Anker-Symmetrie vorgenommen werden – für höchste Präzision.
www.glashuette-original.com │ www.uhrenmuseum-glashuette.com