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Auch 2023 zum zweiten Mal in Folge eine hervorragende Ernte. Der Sommer war heiss und trocken, aber die Trauben haben diese Bedingungen bemerkenswert gut vertragen. Nach den ausserordentlich niedrigen Erträgen von 2021 und der historisch frühen Ernte von 2022 nähert sich diese Weinlese sowohl in Bezug auf die Qualität als auch auf die Menge der Perfektion.
Das goldene Licht der schon tiefer stehenden Sonne, gemässigte Temperaturen mit angenehmen Brisen genau im richtigen Moment, kein Regen weit und breit: Der Altweibersommer der letzten Wochen bot die perfekten, wenn auch raren Bedingungen für eine idyllische Weinlese. Tage, die den Höhepunkt eines Jahrgangs darstellen, der der Perfektion nahe ist. Ist das zu hoch gegriffen? Nur wenige Weingüter hätten im Frühjahr, als einige von ihnen mit Mehltau zu kämpfen hatten, dies wirklich erwartet. Kurz danach, aber immer noch sehr früh in der Saison, machte auch der Echte Mehltau den Weinbauern Sorgen. Alle sechs Waadtländer Weinregionen sind noch einmal mit dem Schrecken davongekommen: La Côte, Lavaux, Chablais, Côtes de l’Orbe, Bonvillars und Vully.
Die Ernte 2023 entspricht voll und ganz den Waadtländer Vorlieben: „nicht zu viel und nicht zu wenig“. Die Communauté Interprofessionnelle du Vin Vaudois (CIVV) prognostiziert, dass die Produktion 2023 fast 30 Millionen Liter erreichen wird, 72 % Weisswein und 28 % Rotwein – ein Anstieg um fast 3 Millionen Liter bzw. 7,5 % im Vergleich zu 2022 und fast 50 Prozent im Vergleich zur historisch niedrigen Ernte von 2021.
Olivier Mark, Präsident der Communauté Interprofessionnelle du Vin Vaudois (CIVV), empfindet diese Zahlen als beruhigend: „Von Anfang an waren die Bestände gesund mit ausreichenden, aber nicht übermässig grossen Mengen. Diese schöne Ernte kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir freuen uns sehr darauf, den Verkauf zu fördern, denn ich bin überzeugt, dass der Waadtländer Wein noch nie so gut war. Hoffen wir, dass sein guter Geschmack die Verbraucher trotz sinkender Kaufkraft dazu anleitet, in regionale und qualitativ hochwertige Produkte zu investieren. Abgesehen von diesen Fragen: Wenn es ein Jahr gibt, für das wir uns begeistern können, dann ist es dieses Jahr! Der Zeitpunkt ist ideal, um die ganze Bandbreite des Waadtländer Weins zu bewerben und zu entdecken.“
Hinzu kommt, dass das Jahr 2023 neben einer aussergewöhnlichen Ernte auch das Jahr eines beispiellosen Konjunkturprogramms für die Waadtländer Weine bleiben wird. „Dank des Konjunkturprogramms werden alle Waadtländer Weinbauregionen aktiv, und es geht gerade erst los", freut sich Olivier Mark. „Eines ist sicher: Es wird Waadtländer Wein in ausreichender Menge geben und wir bündeln gerade unsere Kräfte, um dies bekannt zu machen!“
Aber kommen wir, bevor wir an den Verkauf denken, noch einmal auf die Produktion zurück. François Montet, Präsident der Fédération Vigneronne Vaudoise (FVV), schliesst sich der guten Bilanz der CIVV an: „Dieser Jahrgang zeigt sich von hervorragender Qualität, sowohl bei den Weiss- als auch bei den Rotweinen. Die Trauben sind gesund, das Jahr war in Bezug auf den Pflanzenschutz ruhig, mit etwa sieben Behandlungen pro Jahr, ähnlich wie 2022. Sie können jeden Winzer fragen, alle würden gern ein weiteres solches Weinjahr erleben.“
Wenngleich die Temperaturen sehr hoch waren, blieb das Datum für den Beginn der Weinlese im Durchschnitt, im Gegensatz zur historisch frühen Ernte des Jahres 2022. Wie lässt sich das erklären? „Die Wärme des Frühlings macht die Frühreife aus und die Wärme des Sommers die Qualität“, fasst François Montet zusammen. Und wie sah es mit der Trockenheit aus? „Einige Parzellen hatten mehr Regen als 2022 und andere weniger. Auf jeden Fall haben wir keine klimatischen Unbilden wie Frost oder Hagel erlebt.“ Was den Zuckergehalt angeht, so liegen die Werte im Vergleich zu 2022 etwas niedriger. Einer der Gründe waren die hohen Temperaturen in den Sommernächten. Sie verhindern, dass die Pflanze ihren Stoffwechsel stoppt. Da nachts kein Licht vorhanden ist, nutzten die Pflanzen einen Teil des während des Tages produzierten Zuckers.
Um mit einer fast perfekten Bilanz fortzufahren: Die Waadtländer Weinbauregionen wiesen eine ungewöhnliche Homogenität auf. Im Vully warteten die Winzerinnen und Winzer sehnsüchtig auf den Regen, aber das war im ganzen Kanton der Fall. Die Niederschläge Ende August waren eine grosse Erleichterung. Was die Region La Côte betrifft, so gab es in Bezug auf die Trockenheit erstaunliche Unterschiede zwischen den einzelnen Parzellen. Ein Winzer aus der Region gesteht sogar ein, dass er die Beeren noch kleiner findet als im Jahr 2022, was nicht unbedingt schlecht ist, da die Aromen konzentrierter sind und die Erträge kontrolliert werden können. Wie immer in dieser Region war der Befall mit Echtem Mehltau offenbar stärker als anderswo, so dass in einigen Fällen bis zu zwölf Behandlungen erforderlich waren. „Der Echte Mehltau befällt vor allem Chardonnay und Sylvaner“, erklärt François Montet. „Zwei Rebsorten, die im Kanton Waadt etwas weniger verbreitet sind als in der übrigen Schweiz.“