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Marco Jacconi - Shapes of the deep

  2023-02-14

Marco Jacconi geboren in Bern ist ein Künstler aus Zürich mit italienischen und marokkanischen Wurzeln. Seine komplexen Kompositionen basieren auf Flächen und amorphen Formen und dem Zusammenspiel von Licht und Schatten. Bevor er sich ausschliesslich der Kunst widmete, war Jacconi viele Jahre als Creative Director im Bereich Graphic Design mit Ausrichtung Highend für namhafte Firmen aus dem In- und Ausland tätig. In den 90er Jahren gehörte er zur Schweizer Graphic Design und Digital Art Avantgarde und beeinflusste eine ganze Subkultur mit seinen Arbeiten, die massgeblich zu einer Schweizer Graphic Design Renaissance beitrugen. Seine damaligen Arbeiten wurden unter anderem neben Werken von Ugo Rondinone und Sylvie Fleury in der Kunsthalle Bern ausgestellt. Seine neuesten Werke aus der Reihe „Shapes of the deep“ wurden in den letzten zwei Jahren an Ausstellungen in New York, Zürich, Mailand, Shanghai, Singapur, Venedig sowie São Paulo präsentiert. Im Interview hat uns Marco Jacconi einen sehr persönlichen Einblick in seine Kunst gewährt.

Wollten Sie schon immer Künstler werden?

Kunst spielte in meinem Elternhaus keine grosse Rolle. Doch in der Schule, im Zeichnen meinem Lieblingsfach, entdeckte ich früh meine Begabung und Freude am Gestalten. Für mich hat sich früh herauskristallisiert, dass ich in Richtung Kreativität gehen will. Ich begann bereits in meinen 20ern Kunst zu machen und auszustellen. Damals malte ich grossformatige Acrylbilder im surrealistischen Stil. Später in den 90er Jahren war ich Mitbegründer einer progressiven Graphic Design Agentur, die sich mit Design und Digitalart im subkulturellen Bereich beschäftigte. Die Kunst war seid jeher immer eine Möglichkeit mich frei und lebendig zu fühlen.

Woher kommt Ihre Inspiration?

Meine Inspiration kommt aus den unterschiedlichsten Richtungen. Aus Kunst, Filme, Design, Architektur und der Natur. Es kann die Struktur eines Materials sein oder die Form eines Insektes oder einer Welle. Alles kann mich inspirieren. Dabei wirken all diese Bilder und Stile auf eine rätselhafte Weise auf mich ein, so dass mir später neue Ideen und visuelle Ansätze einfallen. Vieles entsteht aus meiner eigenen Arbeit heraus. Eine Form inspiriert mich zur nächsten. Eine Disharmonie lässt mich zum Beispiel nach Gleichgewicht suchen.

Erkennt man in Ihren Bildern Ihre Wurzeln? Ich habe festgestellt, dass die Bilder zum Teil italienische Namen tragen….

Das stimmt viele Bildernamen sind in Italienisch, wenige auch in Englisch. Mir ist wichtig, dass die Namen sehr stimmig zu den Bildern passen. Mit dem Italienisch entsteht das auf eine sehr natürliche Art. Ansonsten glaube ich nicht, dass meine Wurzeln in den Bildern zu erkennen sind.

Shapes of the deep ist ja ein ganzes Projekt für sich. Wie entsteht solch ein Projekt und wie lange dauert der Prozess bis es ausstellungsbereit ist?

Meine Arbeit beim Shapes of the deep Projekt ist ein Eintauchen ins Unbekannte. Digital Art erlaubt mir dabei dynamisch, flexibel und explorativ zu arbeiten. Die unzähligen Options- und Kombinationsmöglichkeiten dieses Mediums kommen meiner freien und intuitiven Arbeitsweise sehr entgegen, meine Arbeit wird lebendig. Dabei verarbeite ich eigene Fotografien mit grafischen Elementen. Das Werk durchläuft auf dieser visuellen Abenteuerreise unzählige Metamorphosen, bis es seine endgültige Form findet. Ich beschäftige mich seit 2020 mit diesem Projekt, und es ist immer noch aktuell.

Was ist ihr nächstes Projekt?

Ich arbeite weiter an der Shapes oft the deep Serie und experimentiere mit neuen kreativen Ansätzen. Ich recherchiere derzeit verschiedene neue Materialien und Ansätze für meine zukünftigen Kunstwerke. In einem Projekt kann es durchaus verschiedene Kunstrichtungen haben. In naher Zukunft plane ich auch eine Ausstellung in Zürich.

Haben Sie spezielle Anliegen, die Sie über Ihre Kunst mitteilen möchten?

Meine Bilder haben keine spezifische Botschaft. Sie laden den Betrachter zur Kontemplation und Auseinandersetzung mit sich selbst ein. Es ist ein Eintauchen ins Unbekannte. Oberflächen und abstrakte Formen überlagern und durchdringen sich dramatisch, bis Tiefen entstehen. Eine scharfe Kante zieht sich als Leitmotiv durch alle Bilder. Diese sorgt für Dreidimensionalität und Tiefe. Aus Flächen entstehen abstrakte Landschaften und Schattenwelten. Ich sehe meine Arbeit als visualisierte Energie, als ob etwas von innen nach aussen drängt, als wenn die Oberflächen unter Druck stünden. Mein Ziel ist es, das geheimnisvolle Unsichtbare sichtbar zu machen. In meinen Werken kommen viele Gegensätze und Widersprüche zur Geltung. Das Dramatische und Harmonische. Das Licht und die Finsternis. Das Eine kann nicht ohne das Andere existieren. In dieser Polarität liegt eine tiefe Magie, wenn man einmal den Punkt der Vereinigung zur Ganzheit gefunden hat. Kontraste sind Gegenüberstellungen, diese erzeugen Spannung, Überraschung und Energie. Diese Gegensätze betone ich durch farbliche und Formenkontraste, Schärfekontraste und Ruhepunkte sowie einen starken Einsatz von Licht und Schatten. Diese Kontraste erzeugen letztendlich eine Spannungsdifferenz die Energie und Lebendigkeit ausstrahlt. Im aktuellen Projekt „Shapes of the deep“ geht es mir also um die Erforschung der Ganzheit.

Sind die Leute heute noch empfänglich für Kunst?

Kunst ist eine Konstante. Sie ist es, was uns alle verbindet. Das ist für mich ein Wissen, das uns beim Überleben hilft, uns am Leben hält, uns als menschliche Wesen definiert. Kunst war immer wichtig für die Gesellschaft. Weil sie uns erst erlaubt zu begreifen, was wir alles erleben können, was wir erfahren können. Wie roh und unmittelbar können unsere Sinneswahrnehmungen sein, wie intensiv können wir visuell auf etwas reagieren.

Marco Jacconi
Was unterscheidet Sie von anderen Schweizer Newcomern in der Kunstszene?

Ich habe die Bereitschaft mich immer wieder auf ästhetische Prozesse einzulassen ohne das Ziel bestimmen zu wollen. Je öfter ich mich auf unsichere und offene Prozesse einlasse, je stärker ich mich auf meine Wahrnehmung gestalterisch konzentriere und in meinem Arbeitsprozess immer wieder improvisiere, neu finde und wieder verliere, ja zerstöre und dekonstruiere, beginne ich an den Herausforderungen zu wachsen. Ich begegne den gestalterischen Herausforderungen also mit möglichst viel Offenheit, Risiko und Mut. Um so künstlerisch weiter zu wachsen.

Was motiviert Sie sich immer wieder neu zu erfinden?

Grundsätzlich erfinde ich mich nicht neu sondern strebe Weiterentwicklung an. Es geht mir mehr darum neue Erfahrungen zu machen, neue Fähigkeiten zu lernen oder bestehende zu stärken und zu verbessern. Neue Herausforderungen zu bewältigen um so meine Werte zu leben. Das führt zu Erkenntnis und mehr Reife. Mit dem Ziel vertrauensvoll, selbstbestimmt und erfüllt zu leben.

Was gefällt Ihnen in Zürich?

Zürich ist sehr international. Diese kosmopolitische Atmosphäre entspricht mir sehr. Zudem bietet Zürich Attraktionen und Freizeitaktivitäten für jeden Geschmack. Die Gastroszene in Zürich ist unglaublich kreativ, vielfältig und erweitert sich ständig weiter. Das schätze ich besonders. Trotz seiner bescheidenen Grösse hat Zürich eine Kunstszene, die eine viel grössere Stadt neidisch machen würde. Zürich ist eine Stadt an der Spitze der zeitgenössischen Kunst mit einer Vielzahl von Weltklasse-Ausstellungsorten und Galerien. Die Lage des Sees mitten in der Stadt hat etwas einmaliges…

www.marcojacconi.com │ @marcojacconi

 

 

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