2025-08-19 | ![]() ![]() ![]() ![]() |
Jahrzehntelang galten starke Persönlichkeiten an der Spitze von Unternehmen als Garant für Erfolg und Stabilität. Unternehmen gewannen durch die Handschrift und Werte ihrer Gründer oder langjährigen Chefs ein unverwechselbares Gesicht. Doch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wandeln sich. Modelle von Alleinherrschaft und unantastbarer Autorität stoßen in Zeiten von Teamstrukturen, Digitalisierung und Wertewandel zunehmend an ihre Grenzen.
Lange Zeit prägten „Patriarchen“ die Geschicke; jetzt geraten diese Führungsideale durch neue Arbeitswelten verstärkt unter Druck. Wer heute auf überkommene Muster setzt, läuft Gefahr, Chancen zu verspielen. Der Beitrag analysiert, warum sich das Führungsmodell des Patriarchen neu bewähren muss, wo Risiken lauern und wie der Spagat zwischen Tradition und Innovation gelingen kann.
Bisher standen Unternehmerpersönlichkeiten im Zentrum von Entscheidungsprozessen, prägten Märkte und schufen stabile Kultur im eigenen Sinne. Diese direkte Kontrolle sorgte für Orientierung, Loyalität und Tempo bei Veränderungen. Doch der Wandel setzt nun an den Grundfesten dieses Modells an. Externe Impulse wie technologische Entwicklung, verändertes Anspruchsdenken neuer Generationen und wachsende Innovationsgeschwindigkeit lassen autoritär-geprägte Führung zunehmend an ihre Grenzen stoßen.
Traditionelle Strukturen verlieren an Strahlkraft, wo Flexibilität, Teamarbeit und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung gefordert werden. In immer mehr Unternehmen sorgt damit der Anspruch nach Mitgestaltung, Transparenz und systematischer Nachfolge für einen Bruch mit der bisherigen Komfortzone. Als Resultat droht die bisherige Stabilität zu kippen, wenn der Wandel ignoriert wird.
Je stärker sich die Erwartungen an Führung und Zusammenarbeit wandeln, desto sichtbarer wird der Unterschied zwischen Unternehmen, die sich aktiv darauf einstellen – und jenen, die an überholten Strukturen festhalten. Wer weiterhin auf patriarchale Führungsmodelle setzt, riskiert, wertvolle Energie zu verlieren: Mitarbeiter fühlen sich immer weniger mit starren Hierarchien verbunden, Talente gehen verloren und Innovationskraft wird ausgebremst.
Gerade bei Themen wie Nachfolgeplanung, flexiblen Strukturen oder echter Team-Einbindung zeigt sich, wie entscheidend es ist, Verantwortung gezielt zu teilen. Bleibt dies aus oder geschieht es nur in geringem Maße, entstehen langfristig Risiken: Die Wettbewerbsfähigkeit leidet, wichtige Impulse zur Weiterentwicklung fehlen und es kann zu einem Zustand kommen, in dem neue Führungspersönlichkeiten nicht nachwachsen und überholte Strukturen nicht mehr tragen. Wer hingegen aktiv nachjustiert und Verantwortung auf breitere Schultern verteilt, stärkt nicht nur die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens, sondern schafft Raum für nachhaltiges Wachstum.
Die Wurzeln dieses Dilemmas liegen häufig in der Logik patriarchaler Führung – ein Modell, das vielen Unternehmen überhaupt erst ihren Erfolg ermöglicht hat. Klare Entscheidungswege, starke Führungspersönlichkeiten und zentrale Steuerung haben Stabilität geschaffen und Wachstum ermöglicht. Gleichzeitig stößt dieses Modell an Grenzen, wenn Strukturen nicht weiterentwickelt und Verantwortlichkeiten nicht systematisch auf mehrere Schultern verteilt werden. Wird die Eigenverantwortung nicht gezielt gefördert, entsteht eine Abhängigkeit von Einzelpersonen. Damit langfristig tragfähige Systeme entstehen, braucht es klare Prozesse, die Entscheidungskompetenzen sichern und zugleich ermöglichen, sie weiterzugeben.
Negative Auswirkungen zeigen sich bereits in stagnierenden Entwicklungswegen, sinkender Change-Bereitschaft und mangelnder Innovationsfreude. Die nächste Generation droht, sich nicht mit der festgelegten Unternehmenskultur zu identifizieren und Talent bleibt latent ungenutzt. Die Konsequenzen für betroffene Unternehmen reichen von wachsender Unsicherheit über Wettbewerbsnachteile bis hin zum plötzlichen Bruch bei einem Wechsel an der Spitze.
Die Lösung liegt in einer bewussten Weiterentwicklung der Führungsstrukturen: Unternehmen profitieren, wenn Verantwortung nicht mehr ausschließlich an Einzelpersonen gebunden ist. Geeignete Schritte umfassen...
Diese Maßnahmen ermöglichen es, Fehler zu vermeiden, die aus übermäßiger Personenzentrierung resultieren, und schaffen die Basis für nachhaltigen Erfolg.
Setzen Unternehmen auf diesen strukturierten Wandel, entsteht die Aussicht auf eine Organisation, die sowohl Stabilität als auch Beweglichkeit vereint. Die Loslösung von „Patriarchen“ bedeutet nicht Abschied von Werten und Tradition – vielmehr bietet sich die Chance, beides auf zeitgemäße Strukturen zu übertragen. Mitarbeiter können sich aktiver einbringen, Führungskräfte wachsen an ihren Aufgaben und das Unternehmen wird attraktiv für Talente wie bestehende Mitarbeiter gleichermaßen. Am Ende steht eine Unternehmenskultur, die agil, resilient und zukunftsorientiert ist und so die herausfordernden Anforderungen eines dynamischen Marktumfelds selbstbewusst meistert.
Michaela Goll ist Sparringspartnerin für Geschäftsführer im Mittelstand. Als geschäftsführende Gesellschafterin der Michaela Goll GmbH bringt sie über 20 Jahre Praxiserfahrung ein, um kleine und mittlere Unternehmen beim Aufbau klarer Führungsstrukturen und wirksamer Vertriebsprozesse zu unterstützen. Ihr Ansatz: praxisnah, wirksam und messbar. Ziel ist es, Führungskräfte zu entlasten, Teams zu stärken und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.
Bild : Michaela Goll GmbH