2023-02-06 | |
Geboren 1977 in Biel/Bienne, CH. Nach einer langen Karriere als Journalist im Newsbereich, arbeitete Laurent Wyss als Regisseur. Danach folgten Werbefilme und verschiedene Dokumentar-Serien. Im Jahre 2014 realisierte er seinen ersten Kinospielfilm «Manche Hunde müssen sterben». Dieser Film wurde am Film Festival Francais d’Helvetie und in verschiedenen Kinos gezeigt.
Noch während Peter Hans Kneubühl im September 2010 auf der Flucht war, wollte ich wissen, wer dieser Mann war, der so weit ging, um sein Haus zu verteidigen. Ich begann, diese Geschichte bis ins kleinste Detail zu recherchieren - die Presseberichterstattung, die Reaktionen der Öffentlichkeit, die Gerichtsprotokolle und seine Schriften. Im Laufe dieser Recherchen wurde mir klar, dass die Psyche dieses vermeintlich “geisteskranken” Mannes im Mittelpunkt meiner Geschichte stehen würde. Als ich ihn interviewte, emp- fand ich Peter Hans Kneubühl als den einsamsten Mann, den ich je getroffen habe, von seiner Jugend gezeichnet. Doch er war auch intelligent und scharfsinnig, frustriert über den Erbstreit und den Verlust des Hauses, in dem er seine Mutter gepflegt hatte. Der Mangel an sozialer und rechtlicher Unterstützung schien angesichts der offensichtlichen Ohnmacht von Peter K. ungeheuerlich. Seine von Angst erfüllten Schilderungen wurden aufgrund der Unflexibilität und des mangelnden Mitgefühls unseres Systems zur Realität.
Ich habe seine Schriften, die Presseberichte und Gerichtsprotokolle verwendet, um den subjektiven Erzählstil des Films zu entwickeln, der uns Peters verengte Sichtweise mit- fühlen und erleben lässt, wie seine Welt zusammenbricht.
Bei meinen Recherchen habe ich festgestellt, dass Erbschaftsfälle und familiäre Rechts- streitigkeiten regelmäßig außer Kontrolle geraten. Im Falle von Peter K. führte seine Un- fähigkeit mit seiner Schwester zu kommunizieren oder einen Anwalt einzuschalten zu seinen frustrierten, gewalttätigen Vorbereitungen und Handlungen. Diese verdächtigen Handlungen erregten das Misstrauen der örtlichen Behörden, die sich in der Folge eher für aggressive als für unterstützende oder versöhnliche Massnahmen entschieden. Der Kreislauf eskalierte und bestätigte Peters Glaube an den repressiven Überwachungsstaat, und der Regierungs Glaube an Peters krankhaft antisoziale Geisteskrankheit. Diese star- ren Positionen verhinderten jegliche Kommunikation und ließen Peters jahrelange, mit- fühlende Fürsorge für seine Mutter und die potentiellen Hilfsdienste der Stadt außer Acht. Das Ziel, dem öffentlichen und privaten Wohl zu dienen, wurde von beiden Parteien ver- gessen und die primitivste Interpretation der öffentlichen Ordnung gewann. Die moderne Tragödie des isolierten Menschen in einem isolierenden Land.