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Public Eye - Kohle, Kupfer, Kobalt - Immer mehr Rohstoffhändler haben eigene Minen und foutieren sich um ihre Verantwortung

2025-09-16        
   

In einer Pionierrecherche hat Public Eye das globale Bergbau-Imperium der Schweiz kartographiert. Viele Rohstoffunternehmen in Zug, Genf und Lugano sind längst Glencores Beispiel gefolgt und besitzen oder betreiben (zusammen mit dem Branchenführer) inzwischen knapp 200 Minen auf sechs Kontinenten. Dort werden neben dem Klimakiller Kohle auch für die Energiewende notwendige Metalle wie Kupfer und Kobalt gefördert. Regelmässig kommt es dabei zu Vertreibungen und Umweltzerstörung.

Schweizer Rohstoffhändler machen ihre Geschäfte zunehmend mit eigenen Produktionsanlagen. Das Trading spielt für die meisten zwar weiter die Hauptrolle, aber immer mehr Unternehmen, wie Trafigura, bauen ihre Wertschöpfungskette strategisch aus. Diese «vertikale Integration» hat sich nochmals deutlich beschleunigt, nachdem die Branche den Kriegs- und Krisenjahren 2022/23 historische Rekordgewinne erzielte. Im Windschatten von Glencore steuern längst auch Bergbaukonzerne wie BHP oder Vale den Verkauf der eigenen Rohstoffe vom Zuger- Genfer- oder Luganersee aus. Insgesamt sind es 25 Unternehmen, deren globale Minenstätten Public Eye in Geschäftsberichten, Datenbanken und Satellitenbildern recherchiert und metergenau dokumentiert hat. Entstanden ist so eine Weltkarte der Rohstoffförderung durch Schweizer Firmen. Unser interaktives Tool schafft erstmals geografische Transparenz im stetig wachsenden Bergbaugeschäft.

Mehr als die Hälfte aller 199 erfassten Minen befinden sich in Afrika, Asien und Lateinamerika. Und in mehr als einem Drittel dieser Gesamtzahl wird nach dem mit Abstand klimaschädlichsten aller Energierohstoffe gegraben. In Südafrika etwa, wo immer noch über zwei Drittel des Stroms aus Kohle stammen, investieren gleich mehrere Schweizer Rohstoffhändler kräftig in den Abbau des schwarzen Klimakillers, darunter neben Glencore auch der bislang unverdächtige Genfer Handelsriese Mercuria. Führend sind Schweizer Händler aber auch bei der Gewinnung jener Rohstoffe, die es für die globale Energiewende braucht. Sie betreiben oder besitzen zum Beispiel 28 Kupferminen, darunter auch die weltweit produktivste in Chile. Ein anderes begehrtes Transitionsmineral ist Kobalt. Dessen weltgrösster Produzent ist die Demokratische Republik Kongo, wo drei Schweizer Rohstoffkonzerne mehr als 70% der Landesproduktion kontrollieren. Und in Australien sind helvetische Händler mit 40 Minen dick im Bergbaugeschäft.

Die Förderung dieser begehrten Rohstoffe reproduziert aber die alten Menschenrechts- und Umweltprobleme dieses Sektors, von dem viele Entwicklungs- und Schwellenländer existentiell abhängig sind. Das zeigen die zehn Fallbeispiele, welche die Weltkarte exemplarisch ergänzen. Darunter befindet sich die Missachtung der Rechte indigener Gemeinschaften in einer guatemaltekischen Nickelmine des Zuger Solway-Konzerns, die akute Gefährdung noch unentdeckter Tiefsee-Ökosysteme durch die Metallförderpläne der Freiburger Allseas und einem fatalen Stolleneinbruch auf dem Gelände einer kongolesischen Kobaltmine, die einer Glencore-Tochter gehört und bei der Dutzende Mineure ums Leben kamen.

Diese und sieben weitere dokumentierte Skandale zeigen: Mit der Erweiterung ihrer Wertschöpfungskette steigt auch die soziale und ökologische Verantwortung der alten Händler und neuen Minenbarone. Um deren Missachtung von Menschenrechten und Umweltstandards den Riegel zu schieben, muss die politische Schweiz erst den Ursprung aller über Zug oder Genf gehandelten Rohstoffe systematisch erfassen. Und dann endlich eine griffige Gesetzgebung für Sorgfalts- und Transparenzpflichten einführen, wie sie die Konzernverantwortungsinitiative, aber auch die von Public Eye schon lange geforderte Rohstoffmarktaufsicht vorsieht.

Public Eye

 

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